Nachts im Sportinternat by Axel Neustädter

Nachts im Sportinternat by Axel Neustädter

Autor:Axel Neustädter
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: General Fiction
Herausgeber: Bruno Gmünder
veröffentlicht: 2011-11-15T00:00:00+00:00


DIE NACHT DER NÄCHTE

von Andrew Crateman

Wir nahmen gerade unsere Plätze auf der Zuschauertribüne ein, als die gegnerische Schwimmmannschaft die Halle betrat. Es war wie jedes Jahr. In ihren roten Trainingsanzügen und mit steifer Miene schritten die Sportler des Eliteinternats einer nach dem anderen an uns vorüber wie Maschinen. Das gehörte zu ihrem Ritual. So wollten sie ihre Gegner einschüchtern. Normalerweise ignorierte ich das alberne Imponiergehabe einfach, aber diesmal war etwas anders. Da war ein Typ in der Mannschaft, den ich zuvor noch nie gesehen hatte. Ich stieß meinen Kumpel Frank in die Seite und fragte: 'He, wer ist der große Blonde da? Den kenne ich gar nicht?'

Frank lachte und meinte: 'Kannst du auch nicht. Der ist neu und angeblich die Geheimwaffe der Roten. Angeblich ist er so schnell, dass ihm keiner hinterherkommt.'

Ich lächelte nur und dachte mir meinen Teil, was Frank sofort durchschaute.

'Schlag dir das aus dem Kopf', zeterte er. 'Den Typ kriegst du nicht. Der ist um Klassen besser als wir und würdigt uns wahrscheinlich nicht mal eines Blickes.'

'Abwarten', erwiderte ich grinsend. 'Bis heute habe ich noch jedes Mal das bekommen, was ich kriegen wollte.'

Der erste Gong ertönte. Das war das Zeichen für die Sportler sich aufzuwärmen. Ich konnte meinen Blick kaum von dem gut gebauten, blonden Typen abwenden und wartete gespannt auf den zweiten Gong. Der bedeutete, dass die Schwimmer sich ausziehen und ihre Startpositionen einnehmen sollten. Als das sonore Läuten endlich ertönte, waren meine Augen ganz auf den Neuen fixiert. Die Spannung hatte sich gelohnt. Was ich zu sehen bekam, war ein Körper, der so makellos aussah wie die Fotos aus einem Hochglanzmagazin. Die Haut des Jungen war leicht gebräunt und schimmerte im Neonlicht wie Samt. Als er auf den Startblock stieg, konnte ich seine Muskeln bewundern. Sie waren so perfekt als wären sie aus Marmor gemeißelt.

Der Schiedsrichter brachte sich in Position und die Schwimmer gingen in die Hocke. Immer noch klebte mein Blick an dem Neuen. Seine Muskeln waren jetzt so angespannt, dass sich die pochenden Adern unter der Haut abzeichneten. Als der Startschuss ertönte und er ins Wasser sprang, durchschnitt sein Körper die glatte Oberfläche wie ein heißes Messer ein Stück Butter. Kaum ein Tropfen spritzte aus dem Becken, während er wie ein Pfeil durchs Wasser glitt. Seine muskulösen Arme durchpflügten die Fluten, an seinen Rückenmuskeln perlte das Wasser ab wie vom Gefieder eines Albatros. Alles an diesem Körper schien perfekt aufs Schwimmen abgestimmt zu sein. Es ist überflüssig zu erwähnen, dass er mit Abstand der Schnellste von allen war. Viele Zuschauer sprangen vor Begeisterung auf. Nur ich war so erregt vom Anblick des perfekten Körpers, dass ich beim Applaudieren sitzenbleiben musste, sonst hätte man meine Latte gesehen. Frank grinste wissend und meinte, dass ich ja vielleicht abends, auf der großen Schwimmerparty, eine Chance hätte, meinen Schwarm aus der Nähe zu betrachten. Womit er Recht hatte. Allerdings genügte es mir schon jetzt nicht mehr, diesen Mann nur anzusehen. Ich wollte ihn berühren. Von da an verbrachte ich die Internatswettkämpfe nur noch damit mir zu überlegen, wie ich den Neuen am Abend ansprechen konnte.



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